1. Konstruktion erdbebensicherer Ecodoms

Beim Wiederaufbau in Nepal geht es nicht nur darum, die eingestürzten Häuser wieder aufzubauen, sondern vor allem darum, erdbebensichere Lösungen zu finden. Bei den sog. Ecodoms handelt es sich um eine erdbebensichere, umweltfreundliche und kostensparende Baumethode. Ein Ecodom-Dorf nahe Kathmandu hat die Beben von 2015 ohne grösseren Schaden überlebt!

 

Im Februar 2016 haben wir an einem Cal Earth Training teilgenommen und konnten die Grundtechniken des Baus erlernen. Die dom- oder archenförmigen Häuser beliebiger Größe werden gebaut aus schlauchartigen PP-Säcken, die gefüllt werden mit einem bestimmten Mix aus Erde, Sand, Kies, und 10% Zement oder anderweitigem Stabilisator. Sie können beliebig mit Fenstern, Türen, Elektrizität und fließend Wasser ergänzt werden. Nader Khalili, iranisch-amerikanischer Architekt, hat die Technik entwickelt, und 1991 das Institut Cal Earth in Kalifornien gegründet.

Im Mai 2016 haben wir einen Ecodom in Gimdi – ein kleines Dorf inmitten der Himalayas etwa 70km südlich Kathmandus – realisiert. Die glücklichen Besitzer des neuen Hauses sind Biva und Kindra, ein kinderloses, etwa 80-jähriges Ehepaar. Seit sie im Beben 2015 ihr Haus verloren hatten, lebten sie zusammen mit ihrer Ziege in einer weder wind- noch wasserdichten Unterkunft.  Wir haben uns für sie aufgrund ihrer besonders prekären Lebenssituation, ihrem hohen Alter sowie dem Fehlen unterstützender Familienmitglieder, entschieden.

Ihre Lebenssituation hat ihnen noch nicht das Lachen verschlagen – Biva und Kindra vor ihrer alten Unterkunft

 

In Zusammenarbeit mit unseren nepalesischen Freunden, unserer Architektin, unserer Ausbilderin, 10 internationalen Volontären und 8 nepalesischen Hilfsarbeitern konnte der Bau ihres neuen Hauses innerhalb eines Monats realisiert werden. Zahlreiche Dorfbewohner konnten wir dank ihrer speziellen Kompetenzen für einzelne Tage anstellen, wie z.B. Steinhauer, ‚Sandsammler‘, Schreiner. Sita, unsere Köchin hat sich dreimal täglich um unsere Versorgung gekümmert.

2. Ausbildungsprogramm für Frauen

Das Erdbeben vom 25.05.15 stellte Familien vor neue Herausforderungen. Vor dem Beben lebten sie in kleinen Häusern, die oft von Generation zu Generation weitergegeben wurden, arbeiteten auf den Feldern oder im eigenen Garten, konnten sich selbst ernähren und im besten Falle noch ein paar Rupien dazuverdienen.  Seit des Bebens gibt es jedoch einen vollkommen neuen Bedarf an finanziellen Mitteln: ein Haus muss (wieder-)gebaut werden.  Und um diese Mittel zu verdienen, mussten plötzlich Kompetenzen abseits von Feldarbeit und Kühe melken erworben werden.

Wer wiederaufbauen möchte, braucht Geld ; um Geld zu erhalten, braucht man eine Arbeit, und um eine Arbeit zu finden, braucht man Kompetenzen.  Es ist diese Realität, die uns dazu inspiriert hat, gemeinsam mit einem nepalesischen sozialen Business für Frauen das Ausbildungsprogram zu gründen, um es diesen Frauen zu ermöglichen, langfristig eine Arbeit zu finden.

Alle Teilnehmerinnen des Programms waren oder sind direkte Opfer des Erdbebens; sie haben Familienmitglieder, ihre Häuser und/oder ihr Hab und Gut verloren und befanden sich in  sehr schwierigen Lebenssituationen. Um ihre Anstrengungen beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben zu unterstützen und es ihnen zu erlauben, für die Bedürfnisse ihrer Familien während der Ausbildung aufzukommen, erhielt jede Frau eine monatliche Vergütung von 55 Euro, was der durchschnittlichen Höhe eines halben nepalesischen Monatsgehalts entspricht.

Die Ausbildung bat insgesamt 14 Frauen die Chance sich zwischen vier und neun Monaten in verschiedenen Bereichen ausbilden zu lassen :  Nähen, Stickerei, Schneiderei, Weben und die Herstellung verschiedener Objekte wie Ketten, Armbänder, Traumfänger. 10 Frauen konnten nach Beendigung des Programmes direkt bei unserer nepalesischen Partnerorganisation angestellt werden und haben seit März 2016 dort eine feste Arbeitsstelle. Seither sind sie feste Arbeiterinnen, Frauen, die sich dazu entschieden haben, ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen, und ihr Leben Stück für Stück wieder aufzubauen. Freudig haben wir erfahren dass sie alle dazu in der Lage sind, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Manche von ihnen, die ihre Häuser verloren hatten, konnten ein kleines Zimmer zur Miete finden, einzelne leben noch in selbstgezimmerten Blechhütten. 4 Frauen haben sich aus verschiedenen Gründen dafür entschieden, die Ausbildung vorzeitig zu beenden.